Rumänienreise September 2021


Reisebericht vom 04.09.-11.09.2021 von Anja Gropp & Christine


Tag 1 Ankunft in Copaceni:

 

Hallo, ich bin Anja. Meine Familie hat im Dezember 2017 unsere Corri von Initiative für Strassentiere e.V. adoptiert. Im März 2019 kam dann noch Shyla, die Schwester von Corri, dazu. Meine zwei Flitzpiepen, wie Tina sie immer nennt, sind uns super wichtig und auch wenn sie an manchen Tagen absolute Memmen sind, möchten wir sie nicht mehr missen. Im Herbst 2019 bin ich als aktives Mitglied dem Verein beigetreten. Seither organisiere ich Nachkontrollen, verteile bei uns im Ort Spendendosen und vor allen Dingen sammele ich Sachspenden für Gabi und die Tiere. Alleine in diesem Sommer kam Dog Rescue Travel zwei Mal vorbei um ihren Transporter mit Sachspenden zu füllen. An dieser Stelle möchte ich allen ganz herzlich danken, die etwas dazu beigetragen haben.

 

Mein größter Traum war es, einmal mit nach Copaceni zu fliegen um zu sehen und hautnah zu erleben, wo unsere zwei Fellnasen herkommen. Auch war für mich interessant zu wissen,  was an Sachspenden vor Ort gebraucht wird. Dank Corona fiel der Besuch im Jahr 2020 aus, umso mehr hat es mich gefreut, dass Tina und Christine kurzfristig einen Besuch bei Gabi geplant haben und der Termin auch noch direkt in meinen Urlaub gefallen ist.

 

Da immer die „Neue“ den Bericht schreiben darf, fiel das nun in meine Hände. In den anschließenden 7 Berichten möchte ich Euch ein paar Eindrücke von Copaceni entgegenbringen.

Am Freitag Abend um 17.00 Uhr starte ich mit Holzofenbrot, schwäbischem Kartoffelsalat und einer guten Flasche Rose aus dem Remstal nach Idstein. Als ich endlich um 21.00 Uhr bei Christine eingetrudelt bin, bleibt nicht mehr viel Zeit um auszutauschen. Samstag Morgen um 5.45 Uhr klingelt der Wecker, unsere Reise geht los!

 

Um 7.00 Uhr ist das Boarding in Frankfurt von Christine und mir. Auf nach Zürich! In Zürich treffen wir Tina, nun sind wir komplett – die drei Damen ziehen weiter. Um 12 Uhr geht es weiter nach Bukarest. Wir sind alle ganz gespannt was uns dort erwartet.

 

Mit einer Stunde Zeitverschiebung kommen wir um ca. 15.00 Uhr in Bukarest an. Die Gepäckausgabe und das Abholen des Mietwagens ziehen sich wie Kaugummi. Auf der Fahrt zur Mietwohnung müssen wir unterwegs noch anhalten, um das notwendigste an Lebensmitteln für uns einzukaufen. Endlich! Den Schlüssel zur Wohnung in der Hand, nichts wie rein und umziehen, Rucksack packen und auf gehts schon Richtung Copaceni. Ganze 20 Minuten dauert die Fahrt und auf dem Weg dorthin sieht man schon überall Hunde an der Straße.

 

Gegen 19.00 Uhr kommen wir am Gelände in Copaceni an. Paige und ihre Kumpels erwarten uns schon freudig vor dem Tor, Gabi mit ihrer ganzen Meute dahinter. Ein wahnsinniger Geräuschpegel erwartet uns, alle 47 Hunde begrüßen und laut bellend.

 

Gabi musste Alma an die Leine nehmen damit wir durchs Tor können. Zur Begrüßung kommen 10 bis 15 Hunde angerannt und springen an einem hoch. Viele lieb gemeinte Fellnasenbegrüßungen mit Springen und Schwanzwedeln - die ersten blauen Flecken und Kratzer als Andenken sind gesichert. Wir sind genau zur Fütterungszeit reingeschneit, da sind die Fellnasen sowieso total aufgeregt.

 

Sogleich legen wir los und nehmen Kommandos entgegen wie man anpacken muss, um möglichst schnell das Futter vorzubereiten. Gabi hat ganz genaue Vorstellungen wie das Futter für ihre Schützlinge zubereitet werden muß. Alles geht so schnell, man kann sich gar nicht alles merken. 47 Hunde und 41 Katzen wollen versorgt werden und alle natürlich gleichzeitig. Es dunkelt auch schon und unsere Stirnlampen sind voll im Einsatz. Alle Hunde sind, dank uns Neuankömmlingen, in Aufruhr und so mancher hinterlässt bei uns ein mulmiges Gefühl durch den Zaun. An den Tagen davor sind einige Hunde neu angekommen, wie die drei ängstlichen Welpen und zwei Rüden sowie Antonia und noch andere Fellnasen. Der Abend rast dahin und wir machen uns auf zu den Futterstellen außerhalb des Geländes. Gabi versorgt jeden Abend auf dem Nachhauseweg noch einige Hunde hinter Tankstellen und verlassenen Fabrikgeländen.

 

Auf unserem Rückweg machen wir - um 23.45 Uhr! -  noch einen kurzen Abstecher zum Mega Image, einem Supermarkt, um frische Hühnchen zu kaufen. Nicht für uns! Nein, die sind für die Samtpfoten. Bis morgens um 2 Uhr werden die ersten Bilder ausgewertet, Hühnchen gekocht und wir selbst essen noch ein Brot. Dann kehrt für 4 Stunden Ruhe ein!


Tag 2. Sonntag 5.9.2021 Copaceni

 

Der Tag beginnt um 6.30 Uhr. Geht alles ganz schnell, aus dem Bett fallen, Kaffee kochen und natürlich auch trinken, Zähne putzen und Hühnchen für die Katzen einpacken. Um kurz nach 7.00 Uhr machen wir uns schon auf den Weg nach Copaceni. Heute ist der erste Tag, an dem wir gleich alleine loslegen damit Gabi etwas Erholung hat.

 

Erstmal reinkommen auf das Gelände! Das ist gar nicht so einfach, wenn so viele Fellnasen einen bedrängen um Aufmerksamkeit und Streicheleineiten zu bekommen. Da heißt es dann einfach nur: durchkämpfen bis zur Lagerhalle, um dort schnell die Rucksäcke in Sicherheit zu bringen. In der Halle begrüßen uns schon Jasper, Jordan und Jackson. Die drei kleinen Hüpferchen bekommen von uns dafür erst einmal eine ordentliche Portion Futter.

 

Der morgendliche Rundgang beginnt mit der Reinigung der Ausläufe, Wassereimer reinigen und neu befüllen und die Futterschalen einsammeln, um diese mal ordentlich zu schrubben.

Das hört sich alles so einfach an, ist es aber nicht! Am ersten Tag kennen uns die Hunde nicht und kläffen, bellen und knurren uns teilweise auch durch den Zaun an. Die anderen Hunde, die sich auf dem Gelände frei bewegen sind natürlich auch aufgeregt und streifen einem unentwegt um die Beine. Kurz erklärt: man muss in den Auslauf um zu reinigen, die Hunde im Auslauf sind aufgeregt, da sie uns nicht kennen und die Hunde außerhalb des Auslaufs erschweren die ganze Sache, es keinen Freiraum gibt, in dem wir uns bewegen können. Erschwerend dazu kommt, dass die Riegel an den Ausläufen nur mit Gabis „Spezialtricks“ aufgehen. Entweder mit Anheben mit einem Fuß oder andrücken oder tatsächlich beiden Methoden oder mit „Fingerspitzengefühl“, da die Riegel abgebrochen sind. Könnt ihr euch jetzt vorstellen, wie unsere Finger, Hände und Fußzehen nach 7 Tagen aussahen?

 

Wenn diese Hürde genommen ist, gehört noch eine beträchtliche Menge an Mut und Selbstüberwindung dazu, um in den Auslauf mit den uns fremden Hunden reinzugehen. Schnell rein, Türe wieder zu machen (auch alles mit Spezialtricks natürlich) ohne das ein Hund aus dem Auslauf raus kommt oder einer von den frechen Lümmeln draußen rein geht. Bei manchen Fellnasen schaut man in die misstrauischen Augen und fragt sich dann plötzlich, ob das eine gute Idee war. Klar, am Vortag war man schon durch den Zaun auf Schnupperkurs aber nicht jeder der wunderbaren Fellnasen möchte Kontakt haben, da das Trauma einfach zu tief sitzt.

 

Mit Gelassenheit und Ruhe und lieben Worten hat man die Herzen der meisten Hunde am ersten Tag im Sturm erobert. Ausgehungert nach Liebe und Streicheleinheiten schmeißen sie sich einem wortwörtlich vor die Füße.

 

Nach dem Reinigen kommt die Bestandsaufnahme von allen Dingen, die gemacht und repariert werden sollten. Es gibt so unendlich viele Baustellen! Gabi alleine kann das gar nicht bewerkstelligen und durch die Coronakrise konnten lange Zeit keine helfenden Hände aus Deutschland nach Rumänien reisen.

 

Man versucht tatsächlich praktisch an jeder Ecke gleichzeitig zu sein, zu reparieren, zu helfen – einfach um alles in den Griff zu bekommen. Etwas unkontrolliert und chaotisch hat es angefangen, das haben wir schnell gemerkt und sind dann nach „Plan“ vorgegangen.

 

Regale liegen unaufgebaut in der Halle und müssen aufgebaut werden, Spenden, die Freitags geliefert wurden, mussten sortiert und eingeräumt werden, Müll und Häufchen auf dem Gelände eingesammelt werden, Zäune, Tore und Sichtschutze repariert werden. Die Liste wurde immer länger und länger!

 

Und bevor man etwas effektiv angehen konnte, war der Tag vorbei und die Hunde wollten ihr Abendessen haben. 30 Kg Trockenfutter und ca. 12 Dosen Nassfutter werden alleine für die abendliche Fütterung der Hunde auf dem Gelände benötigt. Und dann muss es schnell gehen - es hat ein bisschen was von einer Raubtierfütterung!

 

Unter Gabis fachmännischer Anleitung klappt das Einsammeln der Katzen vor der Fütterung der Hunde und das Zubereiten der Mahlzeit und das Füttern der Hunde an diesem Abend schon viel besser.

 

Wie von nun an jeden Abend füttern wir, nachdem wir das Gelände so gegen 22 Uhr verlassen, die Hunde an den Außenstellen und gehen in den Laden um Hühnchen zu kaufen. Es wurde auch – wie ab jetzt jeden Tag - wieder sehr spät, bis auch wir für uns noch gesorgt haben.

Tag 3 Montag 6.9.2021Copaceni:

 

Die Sonne scheint und wir düsen am Montagmorgen – wie immer ganz früh - auf das Gelände nach Copaceni. Zuvor haben wir noch ein paar Schmankerl für Zar fertig gemacht – Karotten und Bananen. Es ist jeden Morgen eine Freude die Fellnasen wieder zu sehen.

 

Nach der täglich Routine wie Ausläufe reinigen und Wassereimer befüllen kommt am Vormittag eine Lieferung Futter an -  2 Paletten Nassfutterdosen (444 Dosen) werden geliefert, direkt vor das Tor. Etwas später kommt dann auch noch eine große Futterlieferung (17 Pakete) für die Katzen von Zooplus. Damit wir nicht alles in einem kleinen Gartenrolli oder sogar nur mit Hand tragen müssen, schickt uns Gabi Ihren Mann Dan mit einer funktionierenden Schubkarre zur Hilfe. Über den Mittag sind wir beschäftigt, die Dosen in die große Lagerhalle zu schaffen.

 

Das gestaltet sich gar nicht so einfach, da man kein Tor und keine Türe offen lassen kann. Erst die Dosen durchs Haupttor schleusen, dann an den Hunden und vor allen Dingen an Zar, dem Ziegenbock, vorbei und dann – ohne dass die kleinen Welpen ausbüchsen – in die Lagerhalle reinbringen.

 

Hab ich schon von Zar erzählt? Noch nicht? Den ganzen Tag sollte man Zar im Auge behalten, Zar ist ein großer, überaus verschmuster, lieber, kastrierter Ziegenbock der nur Unfug im Kopf hat. Alles was nicht niet- und nagelfest ist,  verschwindet in seinem den ganzen Tag kauenden Maul! Er frisst für sein Leben gerne Plastik, Papier, Kartonagen, Handschuhe, Bürsten, Schwämme, Lappen, Kabelbinder, Werkzeug und etliche andere Dinge wie Papiertücher, Brot und natürlich Hundefutter. Dieser Bock frisst wirklich alles!  Mal kurz den Handschuh ausgezogen um Hände zu waschen und ZACK! -  schon ist er weg. Man dreht sich um und sieht nur noch, wie er in Zars Maul verschwindet. Ihm die Dinge wieder abzunehmen ist fast unmöglich. Nicht nur das er schnell ist, er hat auch noch gute Freunde. Bei der Mafia würde man sagen, wirklich gute Freunde!

Barry, Elli und Shy, das Bewacherteam von Zar, dem Großen! Frisst Zar etwas oder schläft er – was nicht häufig passiert, aber hin und wieder dann doch - wird er verschärft bewacht von den Dreien. Wir laufen über das Gelände, denken an nichts Böses und auf einmal schießen Barry oder Elli hervor, zähnefletschend – wir sind zu nah an Zar vorbeigelaufen!  Es hat einige Zeit gedauert, bis wir darauf kamen, daß es wegen Zar ist. Naja, dann läuft man eben einen Bogen um das Gespann und alles war vergessen. Barry, Elli und Shy sind wirklich bemerkenswerte Hunde, nicht nur wunderschön anzusehen sondern auch sehr scheu. Nach wenigen Tagen haben sie aber auch den Mut gehabt, sich Leckereien direkt aus unseren Händen abzuholen. Zwar immer mit argwöhnischen Blicken und nie, wenn Zar dabei war – denn dann hätten sie ja nichts bekommen.

 

Heute war auch der erste Abend, an dem wir alleine die komplette Fütterung übernehmen sollten. Unschlüssig, ob wir schon anfangen sollen mit Futter mischen oder erst später, haben wir dann schlußendlich doch so ziemlich alles falsch gemacht was man falsch machen kann. Dummerweise haben wir mit Futtermischen schon angefangen bevor die Katzen drin waren, das entpuppte sich als ganz schlimmer Fehler! Die Meute roch den Braten in der Halle – naja, was draußen los war, könnt ihr euch bestimmt jetzt vorstellen! Ab diesem Zeitpunkt ging alles schief. Später kam Gabi dazu und sie fand das pure Chaos vor. Nach einem wohlverdienten Rüffel von Gabi werden wir ab heute alles besser machen!

 

Hinzu kam an dem Abend noch, dass der große Wassertank leer war und noch gereinigt werden musste. Das nahm Stunden in Anspruch und dann war es zu spät, ihn noch zu befüllen. Nach einer kurzen Einführung durch Gabi, wie der Generator für die Pumpe betrieben wird, beschließen wir, den Tank am nächsten morgen zu befüllen.

 

Auch der heutige Abend endet wieder mit füttern der Hunde an den Außenstellen und kochen von Hühnchen für die Katzen. Es ist – wie auch schon die Abende davor - sehr spät und wir sind echt müde.

 

Tag 4 Dienstag 7.9.2021 Copaceni:

 

Und täglich grüßt das Murmeltier! Die Nacht war kurz, der Wecker klingelt sehr früh, Katzenwäsche, Kaffee, Rucksack packen, Brote schmieren und auf nach Copaceni, voller Vorfreude auf alle Fellnasen.

 

Die Begrüßung fällt jeden Morgen stürmisch aus - vor allen Dingen mit Riesenbaby Basco. Er kann es kaum erwarten, bis 6 Hände in seinem Wuschelfell herumkraulen und er feuchte Küsschen verteilen darf – und das praktisch im Stehen – so groß ist der herzallerliebste Bursche.

 

Wir sind jetzt in den morgendlichen Routinen fit! Ja, es geht tatsächlich ganz schnell und jeder Handgriff sitzt! Alma darf in der Zeit, in der wir die Ausläufe reinigen, aus ihrem Auslauf raus und mit den Hunden spielen und toben. Antonia, die Welpen und Katzen müssen in der Zeit noch in ihrem Nachtquartier verharren. Das ist auch wichtig zu wissen, wenn man so ein großes Rudel betreut. Jede Form von Reiberei muß verhindert werden. Nachdem wir mit der Reinigung aller Ausläufe fertig sind, muß Alma leider in ihren Auslauf rein und dafür dürfen die Anderen dann endlich raus. Zar nicht zu vergessen. Die Hunde freuen sich wirklich einen zu sehen und schmeißen sich uns voller Freude vor die Füße, damit sie gekrault werden.

 

Heute steht Generator zum Laufen bringen und Wasserbehälter auffüllen auf dem Plan. Der Generator ist auch eine kleine Wissenschaft für sich! Wie sollte es auch anders sein, es klappte  natürlich nicht auf Anhieb. Der Generator läuft, aber wo bleibt das Wasser? Außerhalb des Geländes ist die Wasserpumpe, das heißt jetzt, irgendwie das provisorische Tor aufmachen, ohne das eine Fellnase mit durch den Zaun schlüpfen kann, dann  erstmal durch den größten Klettendschungel, den wir je gesehen haben, bis dorthin, wo der Schlauch in dem gebohrten Brunnenloch verschwindet. Der Schlauch ist nur abgeknickt und deshalb kann das Wasser nicht fließen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist die Freude groß als das Wasser auf dem Gelände aus dem dicken Schlauch sprudelt und der Wasserbehälter sowie alle Wassereimer auf dem Gelände können befüllt werden.

 

Mittags geht es dann zu Dedeman, dem Baumarkt vor Ort, um Material und Werkzeug zu kaufen. Als Neuling in Rumänien denkt man dann: Was für ein großer Laden! Und das ist Dedeman auch -  ganze vier Stunden haben wir gebraucht, um die Einkäufe zu tätigen und alles zusammen zu suchen. Zaunmaterial, Werkzeug, Schubkarren, Nägel, Schrauben und vieles mehr. 6 Angestellte von Dedeman haben uns beiden geholfen das Material aus dem Laden zu bringen und ein freundlicher Fahrer hat es uns nach Copaceni geliefert.

 

Nachmittags haben Christine und ich mit dem Reinräumen des Materials auf das Gelände und in die Halle und dem Zusammenbauen der Schubkarren verbracht. Tina musste noch dringend mit dem armen Hundeopi Dedushka (heißt Opa) zum Tierarzt, Herzwürmer und unheimlich viel Wasser in der Lunge. Die Fahrt zum Spezialisten mit Untersuchung und die Heimfahrt nach Copaceni haben Stunden gedauert.

 

Gegen Abend haben wir dann früher angefangen die Katzen einzusammeln und während Tina die Samtpfoten mit Futter versorgt hat, haben Christine und ich das Futter für die Hunde gemischt -  in der neuen Schubkarre von Dedeman. Es ist tatsächlich der erste Abend an dem alles wie am Schnürchen klappt. Als Gabi später aufs Gelände kam, war sie sehr zufrieden mit unserer Arbeit. Der Rüffel vom Vorabend hat uns heute konzentriert und gemeinsam arbeiten lassen. Alle satt und zufrieden, jeder auf seinem Plätzchen. Wie an jedem Abend hat Gabi uns Geschichten zu den einzelnen Tieren erzählt.

 

Der Abschluß eines jeden Abends sind die Futterplätze auf dem Heimweg, um die dortigen Hunde zu versorgen. Es ist schön zu sehen, dass auch sie sich auf uns freuen und einem schon schwanzwedelnd entgegenkommen und voller Freude das Futter genießen. Danach noch schnell in den Supermarkt, saure Gurken für uns und Hühnchen für die Samtpfoten kaufen. Und wieder geht ein Tag mit Hühnchen kochen und Nudeln mit Tomatensoße essen zu Ende.

Copaceni Mittwoch 8.9.2021 Tag 5:

 

Und wieder klingelt der Wecker sehr früh. Routine hat eingesetzt und so können wir superschnell losstarten zu den Fellnasen, die sich auf unsere Ankunft freuen.

 

Nach den täglichen Aufgaben, die wir jeden Morgen aufs Neue mit viel Freude erledigen, da wir so unsere Schmuseeinheiten an die Hunde abgeben können, fangen wir heute Vormittag mit dem Bau eines größeren Auslaufes für Nero, unseren knapp 70 Kilo schweren Cane Corso Rüden, an. Ausgerechnet heute ist es extrem heiß und auf dem gesamten Gelände gibt es nicht ein Pfitzelchen Schatten! Mehrere Stahlpfosten müssen in Handarbeit – nur mit einem großen Hammer ausgestattet - in betonharten, ausgetrockneten Boden geschlagen werden. Sehr zeitaufwendige und vor allem für uns sehr harte körperliche Arbeit. Samu, der liebesbedürftige Kampfschmuser ist immer gerne dabei, er liebt die Menschen und ihre Streicheleinheiten sehr. Er hat die Menschen so lieb, dass er sie förmlich umklammert und sie mit seinen Zähnen buchstäblich „an die Hand“ nimmt, damit der Mensch bloß nicht weglaufen kann.

 

Vor dem Gelände lümmelt seit ein paar Tagen immer wieder ein großer, bildhübscher Greyhoundmix-Rüde herum und freut sich sehr über die Zuwendung und das Futter, dass er jeden Tag von uns bekommt. Gabi ist ausnahmsweise heute mittag da, hat ihre beste Freundin Wanda mitgebracht, die uns allen ein leckeres Stück Kuchen mitgebracht hat. Da der liebe Leopold (so wurde er getauft) so lieb ist, nimmt ihn Gabi heute mit auf das Gelände, seit Tagen versucht er immer wieder hineinzukommen – bisher ohne Erfolg und nun offiziell. Gabi macht das souverän, sie weiß genau wie sie die Tiere eingliedern muss damit es harmonisch bleibt. Und das war es auch dann. Dennoch wird Leopold für den ersten Tag und die erste Nacht in einen kleinen Auslauf im Eingangsbereich untergebracht, damit es nicht doch noch Reibereien gibt, wenn niemand mehr vor Ort ist.

 

Unser täglich Brot ist auch, die neuen Welpen (Jasper, Jackson und Jordan), die in der großen Lagerhalle untergebracht sind, an uns zu gewöhnen und es ist von Erfolg gekrönt! Inzwischen freuen sich alle Drei auf uns und lassen sich anfassen und auch knuddeln. Auch Sunny und ihre Schwester Summer kommen inzwischen ganz nah ran und trauen sich immer mehr. Dajo und Dasty sind auch zwei Hüpfer, die große Klappe haben, aber rennen können, wenn man was von ihnen will. Sie kommen aber dennoch neugierig heran und genießen dann die Steicheleinheiten, die sie von uns bekommen. Die schüchternen Außenseiter kommen immer näher und auch die „Stechaugengang“ Barry, Elli und Shy sind uns gegenüber viel aufgeschlossener.

 

Das abendliche Füttern und Versorgen aller Fellnasen verläuft nun wie am Schnürchen, wir und natürlich auch Gabi sind sehr stolz auf uns. Der Rest des Abends verläuft wie immer, Hunde außerhalb füttern, heimfahren, Bilder überspielen, Nudeln mit Tomatensoße essen und dann schnell ins Bett.

Copaceni Donnerstag 9.9.2021 Tag 6:

 

Heute früh war der Wurm drin -  wir hatten bei der Ankunft am Gelände einen Schreckensmoment nach dem anderen! Zu aller erst begrüßte uns Paige und die Bande vor dem Gelände mitsamt Leopolt? Große Fragezeichen! Leopolt sollte doch eigentlich auf dem Gelände in seinem Auslauf sein? Hinterm dem Eingangstor am Zaun ein Getöse und Gebelle. Samu, der eigentlich mit Lucky jun.  im Außengelände sein sollte schaute uns mit großen Augen durch das Tor an! Drinnen angekommen fanden wir Alma im Auslauf bei Devlin und Co. und Benny, der olle Schlawiner, war im Auslauf von Olaf und stattete ihm einen Besuch ab. Ein heilloses Durcheinander und keiner wußte, wie und warum das passieren konnte! Zar hat dann auch noch beschlossen, nicht auf uns zu warten und hat seine Tür irgendwie alleine aufgemacht. Wir fingen schnell an, alle Hunde wieder in die richtigen Ausläufe zu sortieren. Während dem Reinigen der Ausläufe beschloss dann auch noch die klitzekleine Tilly den großen Samu und Lucky Jun. einen Besuch abzustatten - unsere Herzen rutschten in die Hosen, keiner wusste wie die zwei Großen darauf reagieren würden. Es hat sich dann ganz schnell herausgestellt, dass die beiden völlig friedlich waren und das Kleingemüse nicht beachteten – waren doch mittlerweile auch Dasty, Dajo und Hope auf den Geschmack gekommen, unter dem Zaun durchzukriechen in die große weite Welt von Samu und Lucky jun. Langsam kehrte wieder Ruhe ein auf dem Gelände und wir konnten unsere Arbeiten fortsetzen.

 

Dan, der Mann von Gabi, kam heute auf das Gelände,  um uns ein wenig zu unterstützen. Er begann ein Tor zum Auslauf von Samu und Lucky jun. zu bauen, damit Gabi den Auslauf ohne Probleme öffnen und schließen kann, ohne das die Hunde sich durchdrücken. Wir sind Dan dafür sehr dankbar, hat er uns doch ein wenig von der vielen Arbeit abgenommen.

 

Wir machten uns dann an leichte Reparaturen der Ausläufe. Löcher reparieren, Sichtschutz und Schattenschutz anbringen, zwischendurch natürlich immer wieder die Hunde darin knuddeln.

Tina fuhr an dem Nachmittag mit einigen Katzen zum Tierarzt, die Kitten mussten untersucht werden, damit sie bald ausreisen dürfen und eine Katze wurde kastriert.

 

Am späten Nachmittag kam Gabi. Sie äußerte einen lang ersehnten Wunsch:  der erste Zwinger, in dem Olaf lebt, sollte komplett saniert und mit neuen Gittern versehen werden. Christine und ich haben ihr diesen Wunsch gerne erfüllt. Den Rest des Nachmittags haben wir damit verbracht, diese Arbeit zu vollenden. Später stieß Tina noch dazu und wir konnten alles fertigstellen. Together we are strong!

 

Das Versorgen und Füttern  der Tiere klappt inzwischen wie am Schnürchen und Gabi hat sich sehr über die fertigen Reparaturen gefreut.

 

Und wieder ging ein ereignisreicher Tag zu Ende. Es gibt Soviel was zu machen wäre und wir haben so wenig Zeit!

Copaceni Freitag 10.9.2021 Tag 7:

 

Heute ist Freitag – das heißt in Bukarest Reisetag. Unsere kleine Tilly geht auf die große Reise in ihr neues Zuhause nach Deutschland

 

Wie jeden Morgen muß natürlich auch vor der Abfahrt von Tilly die morgendliche Reinigungsaktion der Ausläufe erfolgen, Hunde knuddeln. Die Hundesenioren und die Welpen dürfen nicht vergessen werden, die bekommen morgens extra Dosenfleisch – mmmhhhh lecker! Während Tina sich auf den Weg zu Dog Rescue Travel macht, dürfen Christine und ich das erste Mal den Katzencontainer reinigen. Premiere! Kennen wir uns doch viel besser mit den Hunden aus. Aber auch das klappt super, die Samtpfoten sind alle lieb und verschmust und wie man so schön sagt: Man wächst mit seiner Aufgabe! Die Abnahme erfolgte von Tina: Sehr gut!

 

Nachdem wir mit Allem fertig sind,  fangen Christine und ich mit den Reparaturarbeiten der Tore zu den hinteren Ausläufen an. Tatkräftige Unterstützung haben wir natürlich von Zar und den Junghunden erhalten. Zar war immer sehr an unserem „Werkzeugeimer“ und dessen Inhalt interessiert – naja, an ruhiges Arbeiten war da nicht zu denken, weshalb wir dann einfach das Tor, welches wir am Tag vorher mit Riegeln versehen haben, zugemacht haben. RUHE! Dan kam auch nochmal vorbei um die letzten Handgriffe am Tores zu Samus und Lucky Juniors Auslauf vorzunehmen. Danach hat er noch die Tür zum kleinen Container von Fuchur und Strubbi repariert.

 

Jetzt ist die Woche praktisch schon um, und wir denken, es ist so wenig Zeit geblieben um die Tiere zu herzen, kennenzulernen und zu fotografieren. Es gibt nicht einen Hund auf dem Gelände, den man nicht mit nach Hause nehmen möchte! Nach anfänglicher Unsicherheit bei manchen Fellnasen haben doch alle gezeigt, wie sehr sie die Streicheleinheiten und die Liebe brauchen.

Es gibt noch so viel auf dem Gelände zu tun und das Eigentliche blieb doch etwas auf der Strecke. Gabi kümmert sich im Moment ohne irgendwelche Hilfe um 47 Hunde und 41 Katzen! In dieser Woche durften wir am eigenen Leib erfahren, was das bedeutet - und wir waren zu dritt! Gabi hat noch immer einen Anfahrtsweg von 1,5 Stunden und wir bewundern sie dafür, wie sie das alleine und ohne Unterstützung schafft. Inzwischen wirkt sie müde und ausgelaugt, voller Sorgen wie es ihren Schützlingen ergeht während sie weg ist und die Tiere allein auf dem Gelände sind. Die Kameras, die auf dem Gelände angebracht sind, sind eine kleine Unterstützung und Erleichterung aber natürlich kein Ersatz für eine zuverlässige Person, die auf dem Gelände ist und auf die Tiere aufpasst. Hoffentlich findet sich bald jemand, der gewissenhaft ist und gerne mit den Hunden auf dem Gelände verweilt. Das wäre eine unglaubliche Erleichterung für Gabi und natürlich auch für uns.

 

Heute ist der letzte Abend, an dem wir die verschiedenen Futterstellen anfahren. Es ist nicht einfach für uns, all die lieben und verlorenen Fellnasen zurückzulassen. Die Ungewissheit, was mit ihnen passiert!

Copaceni Samstag 11.9.2021 Tag 8:

 

Heute ist Abreise- und gleichzeitig Abschiedstag von Copaceni und allen Fellnasen in und um das Gelände.

 

Unser Morgen um 6 Uhr beginnt damit, daß der Toilettenspülkasten in der Wohnung „explodiert“ - er läuft aus, aber nicht nach unten, nein! Das Wasser schießt im Strahl senkrecht nach oben raus, kein Abstellhahn in Sicht. Während Tina und Christine versuchen, das Wasser mit allen Handtüchern in Zaum zu halten, spurte ich einen Stock tiefer und klopfe und klingele wie verrückt bei unserer Vermieterin! Dank Salatöl und eines Fleischklopfers hat die Vermieterin wenige Minuten später es geschafft, den Abstellhahn zuzudrehen. Nun stehen wir alle drei da, im Schlafanzug, ohne Wasser in der Wohnung! Geistesgegenwärtig habe ich noch einen Topf mit Wasser befüllt – wenigstens unser Kaffee ist gesichert! Der rumänischen Gastfreundschaft haben wir es zu verdanken, daß wir unsere Morgentoilette bei der Dame des Hauses machen durften. Also, alles wieder im Plan!

 

Auf dem Gelände haben wir ein letztes Mal unsere morgendlichen Arbeiten verrichtet und tatsächlich noch Zeit gefunden, wenigstens einige Bilder von den Tieren zu machen. Vor der Abfahrt zum Flughafen hat Gabi uns eingeladen, ihr fast fertiges Haus in Copaceni anzusehen.  Bald zieht sie von Bukarest nach Copaceni um, damit ist sie viel näher bei den Tieren.

Als es dann soweit ist, kommen die ersten Tränen beim Verabschieden von Paige und ihren treuen Gefährten im und um das Gelände. So viele Eindrücke - Herzschmerz, Wut, Tränen, Ohnmacht, Hilflosigkeit - die man mit nach Hause nimmt und so viel Elend und Leid, das zurückbleibt. Jede einzelne Seele hätte ein tolles Zuhause verdient, um das Leid zu vergessen was ihnen widerfahren ist. Und doch wissen wir, man kann nicht allen helfen! Viele der tollen Hunde und Katzen werden ihr Leben dort verbringen, entweder weil sie aufgrund ihrer traumatischen Erinnerungen nicht vermittelbar sind, zu alt und gebrechlich sind oder weil sie zu vierbeinigen Schatten werden, da sie nie die Möglichkeit hatten, menschliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Wunderbare Junghunde, die mit etwas Aufmerksamkeit und Zeit zu tollen Familienmitgliedern werden können, denen aber die Zeit davonläuft!

 

Es fällt uns unheimlich schwer und es schmerzt im Herzen, Gabi ganz alleine mit all den vielen Aufgaben zurückzulassen und von den Fellnasen Abschied zu nehmen. Wer schon einmal dort war, weiß, wovon wir hier in dem Moment reden!

 

Heute Abend hat uns unser Alltag wieder, die Familie, die Fellnasen, der Haushalt … wir freuen uns, mit einem lachenden und einem weinenden Augen sagen wir Auf Wiedersehen, Rumänien!